Grenzen setzen - der goldene Schlüssel zum Familienglück Teil I

Veröffentlicht am 25. März 2025 um 19:57

Wie Du persönliche Grenzen setzt und Kindern hilfst, die Grenzen anderer zu respektieren

Immer wieder höre ich Sätze wie: "Das Kind braucht mehr Grenzen!", "Das Kind kennt einfach keine Grenzen!" oder sogar: "Mach Dir nichts draus, das Kind testet nur mal wieder seine Grenzen."

Solche Aussagen lassen mich innerlich aufhorchen, denn genau dieses Thema ist weitaus komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint.

Ja, Kinder wollen uns kennenlernen. Sie wollen verstehen, wer wir wirklich sind – unsere Werte, unsere Wünsche und eben auch unsere Grenzen. Und das auf eine echte, authentische und persönliche Weise.

Wenn sie laut werden oder herausfordernd agieren, rufen sie eigentlich:

"Mama! Papa! Zeigt mir, wer ihr wirklich seid!"

 

Grenzen setzen: Ein Schlüssel für eine stärkere Bindung zu Deinem Kind

Viele Eltern verwechseln Grenzen oft mit starren Regeln. Doch persönliche Grenzen sind etwas ganz anderes – sie sind nicht einfach nur Vorschriften, sondern ein Ausdruck unserer selbst.

Persönliche Grenzen sind kraftvoll. Wenn wir sie mitteilen, lernen wir uns gegenseitig besser kennen. Dadurch entsteht eine tiefere Verbindung, die unsere Beziehung stärkt und trägt.

Und das Beste daran? Konflikte, die auf der Basis persönlicher Grenzen gelöst werden, können echte Glücksgefühle auslösen – dank der ausgeschütteten Endorphine. Das klingt doch nach einem positiven Ausblick auf das Thema Grenzen, oder?

 

Was Dich in diesem Artikel erwartet!

Lass uns ganz von vorne anfangen. In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du Deine persönlichen Grenzen klar und respektvoll kommunizierst. Du wirst verstehen, warum es genauso wichtig ist, die Grenzen Deines Kindes zu erkennen und zu respektieren.

Du erhältst praktische Übungen und Beispiele, wie Du Grenzen setzen kannst, ohne dabei verletzend zu sein. Außerdem werden wir gemeinsam beleuchten, welche drei Hauptgründe es geben kann, wenn Dein Kind eine Grenze nicht einhalten möchte – sei es, weil es nicht will, nicht kann oder nicht versteht.

Los geht’s: Entdecke, wie Grenzen nicht trennen, sondern verbinden können!

 

Lernen, klare Grenzen zu setzen

 

Ich beschreibe das gerne als ein Haus

Der Gartenzaun symbolisiert die persönlichen Grenzen, die uns umgeben und uns schützen. Er stellt die erste Barriere dar, die zeigt, wo unser Raum beginnt und wo die Welt von anderen Menschen aufhört. Dabei ist der Gartenzaun nicht unüberwindbar, sondern ein klarer Marker, der Respekt und Akzeptanz unserer Grenzen signalisiert.

Das Gartentor sind verhandelbare persönliche Grenzen, die wir je nach Situation individuell handhaben. Es symbolisiert die Möglichkeit, jemanden näher an uns heranzulassen oder den Zugang zu verwehren, wenn es uns nicht stimmig erscheint. Mit einigen Menschen öffnen wir dieses Tor bereitwillig, während wir es bei anderen geschlossen halten, je nachdem, wie wir uns fühlen und wie sicher wir uns in ihrer Nähe sind.

Die Haustür symbolisiert den Zugang zu unserem Innersten, zu den tiefsten und privatesten Facetten unseres Seins. Hinter dieser Tür liegen unsere persönlichen Werte, tiefen Wünsche und ganz privaten Bedürfnisse verborgen, die wir nur wenigen Menschen anvertrauen. Manchmal entscheiden wir uns bewusst dafür, diese Haustür zu öffnen und uns jemandem anzuvertrauen. Doch es kann auch passieren, dass jemand diese Haustür ohne unser Einverständnis aufbricht, was uns zutiefst verletzt und in unserem Innersten trifft, da unsere Grenzen nicht respektiert wurden.

 

Erzähle Deinen Liebsten von Deinem Haus und von Deinem Gartenzaun, erkläre ihnen, welche Bedeutung diese Grenzen für Dich haben und verhandelt miteinander, wann und unter welchen Umständen es durchs Gartentor gehen kann.

Dabei lass' den Zaun nicht niederreißen und auch Deine Haustür nicht eintreten, denn diese Grenzen sind ein wichtiger Teil Deines Schutzes. Sei gleichzeitig neugierig und offen, was die Gartenzäune, das Gartentor und die Haustüren Deiner Familie betrifft. Versuche zu verstehen, wie sie ihre Grenzen ziehen und wie Du sie respektieren kannst.

Achte die Grenzen Deiner Liebsten, denn wenn Du ihre achtest, werden auch Deine respektiert werden. Kinder können durch unser Vorbild lernen, wie wichtig es ist, persönliche Grenzen zu wahren und zu schützen. Sie lernen durch unser Verhalten und durch unsere Haltung, was es bedeutet, Grenzen zu setzen und gleichzeitig die Grenzen anderer zu respektieren.

 

Und wie von alleine begleitest Du sie damit zu respektvollen, empathischen Menschen, die ihre eigenen Grenzen wahren und gleichzeitig die Grenzen anderer achten.

 

Ja! Ein respektvoller Umgang mit unseren Kindern schafft die Basis für respektvolle Kinder, die wiederum respektvolle Erwachsene werden.

 

Praktische Beispiele, wie man Kindern klare Grenzen setzt

 

Mein Kind ist spät dran, den Bus zu erreichen wird schwierig. Es bittet mich, es schnell mit dem Auto zum Bus zu fahren. Sinnbildlich gesprochen rüttelt es ordentlich an meinem Gartenzaun, denn natürlich ist das nicht mein Plan. Jetzt liegt es an mir, mit Bedacht zu entscheiden, ob ich das Gartentor öffne und fahre oder ob ich standhaft bleibe. Die Verantwortung für meine Entscheidung liegt ganz allein bei mir und niemandem sonst. Ich muss mir bewusst machen, dass meine Entscheidung Konsequenzen für mich und mein Kind hat, egal wie ich mich entscheide.

Oder wenn es ums Haare waschen geht: Mein Kind möchte die Haare nicht waschen. Das ist der Gartenzaun des Kindes. Mir als Mutter ist es wichtig, dass das Kind die Haare wäscht, weil es meinem Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit entspricht. Nun steht das Kind vor einer Entscheidung. Jetzt ist es das Dilemma des Kindes. Kooperiert es und wäscht sich die Haare, weil es der Mutter gefallen möchte, öffnet es das Törchen? Oder ist dem Kind die Grenze so wichtig, dass das Törchen geschlossen bleibt und die Haare ungewaschen? Ich würde hier keinen Kampf empfehlen, denn das Kind lernt in dieser Situation etwas sehr wertvolles. Es lernt, sehr genau auf seine persönlichen Grenzen zu hören, eigene Bedürfnisse gegen die Erwartungen anderer abzuwägen und eigenständige Entscheidungen zu treffen. Du wirst überrascht sein, wie häufig das Kind sich in dieser offenen Atmosphäre ohne Druck für die Kooperation entscheiden wird. Es ist diese Freiheit, die in vielen Fällen dazu führt, dass Kinder freiwillig mitmachen und die Entscheidung treffen, die auch Dir wichtig ist.

Jetzt denkst Du bestimmt ans Zähne putzen, oder? Tja, da werden wir nicht so entspannt bleiben können. Denn das Thema Zahngesundheit ist ein Bereich, in dem wir als Eltern mehr Verantwortung übernehmen müssen, auch wenn es schwieriger ist.

 

Da müssen wir vielmehr die Zeit nutzen, die das Kind braucht, um kooperieren zu können. Geduld und Einfühlungsvermögen sind hier entscheidend, damit das Kind die notwendige Routine lernt, ohne dass es zu Konflikten kommt.

Grenzen setzen leicht gemacht: Diese praktische Übung hilft Ihnen dabei

 

Persönlich sind meine Grenzen immer dann erreicht, wenn sie auf meinen innigen Bedürfnissen beruhen und sich ganz natürlich aus meinem Inneren ergeben. Der Vorteil dabei ist, dass unsere Kinder diese Authentizität spüren können, wodurch wir für sie wahrhaftig und greifbar werden. Dadurch wird es ihnen deutlich einfacher gemacht, das zu tun, was wir von ihnen möchten. Es liegt eine gewisse Leichtigkeit darin, wenn sie unsere Beweggründe verstehen.

Völlig anders gestaltet es sich jedoch, wenn wir wahllos und 'blindlings' Regeln aufstellen und erwarten, dass diese einfach befolgt werden. In solchen Situationen bleibt uns oft keine andere Wahl, als diese Regeln mit Belohnungen & Bestrafungen durchzusetzen, um Gehorsam zu erzwingen. Und dann bezeichnen wir das Ganze oft als 'konsequent'. Doch in Wirklichkeit hat dabei niemand etwas Wesentliches gelernt – weder über sich selbst noch über den anderen oder über die zwischenmenschliche Beziehung.

Doch wie genau finde ich heraus, was mein Bedürfnis ist? Wie erkenne ich, was ich wirklich will? Diese entscheidenden Fragen stellen wir uns immer wieder in meinen Kursen, denn sie bilden die Grundlage für ein tieferes Verständnis. Es ist ein Prozess, der Geduld erfordert und immer wieder neu geübt werden will.

Wir haben unsere Bedürfnisse oft aufgrund unserer eigenen Erziehung tief in uns vergraben, so sehr, dass wir kaum noch Zugang dazu finden. Die Art und Weise, wie wir selbst aufgewachsen sind, hat uns vielfach gelehrt, unsere Bedürfnisse zu ignorieren, anstatt sie zu spüren und anzuerkennen.

Darüber hinaus ist es natürlich ebenso wichtig, das aktuelle Bedürfnis des Kindes wahrzunehmen und zu respektieren. Gleichzeitig gilt es, in diesem Zusammenhang klar zu erkennen, ob es sich dabei wirklich um ein Bedürfnis handelt oder doch eher um einen Wunsch, der vielleicht nicht dieselbe Dringlichkeit hat.

Eine Möglichkeit, mehr Klarheit zu gewinnen, ist der Blick auf die eigenen Gefühle.

 

Denn darüber lässt sich oft auf zugrunde liegende Bedürfnisse schließen, wie zum Beispiel:

 

  • Angst deutet in der Regel auf ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit hin, sei es im emotionalen, sozialen oder physischen Bereich
  • Scham kann ein Signal für das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Verbundenheit sein, besonders wenn wir uns nach Akzeptanz und Anerkennung sehnen
  • Ärger ist oft ein starker Hinweis auf Dein Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Selbstbestimmtheit, insbesondere wenn Du Dich unfair behandelt oder in Deiner Freiheit eingeschränkt fühlst
  • Frust zeigt in vielen Fällen das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit an, wenn Du das Gefühl hast, Deine Ziele oder Vorhaben nicht wie gewünscht umsetzen zu können

 

erstellt von OlliWer


Fortsetzung folgt in Kürze....

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